Langsam wird es konkret. Morgen ist der erste März und das bedeutet, wir haben noch ca. einen Monat Zeit für alle Vorbereitungen. Das macht unglaubliche Vorfreude aber auch ein bisschen Angst.
Denn: Wir werden einfach nicht fit. Den ganzen Februar schon stecken wir in einem bisher beispiellosen Krankheits-Karussell fest. Immer wenn man glaubte, man sei über den Berg, wurde ein anderes Familien-Mitglied krank oder man selbst feierte ein unerwartetes Comeback auf der Rotzfahnen-Bühne. Ich begreife erst jetzt, was Freunde, die mehrere Kinder haben, wirklich meinten, als sie immer mit Nachdruck sagten: „Das WICHTIGSTE ist, dass alle gesund sind!!“ Ich hab mir dann meinen Teil gedacht und es nicht so ernst genommen, das gebe ich zu. Aber sie hatten ja so was von recht…
Ein Nebeneffekt des Krankseins ist, dass an eine Art sportliches Training nicht annähernd zu denken ist. Ich mache mir wirklich Sorgen, ob das gut geht: Ich, die seit ca. April letzten Jahres aufgrund von Schwangerschaft und Wochenbett keinen Ausdauersport mehr gemacht hat, soll in einem Monat ein voll bepacktes Fahrrad nach Eckernförde und noch viel weiter befördern? Ist das nur ambitioniert oder schon fahrlässig?
Aber irgendwas in mir ist voller Vertrauen
Nicht, dass ich an plötzlich aus dem Nichts auftretende Superkräfte glaube aber ich vertraue darauf, dass wir für alle Eventualitäten Lösungen finden können. Improvisieren, Anpassen, Umdenken und wieder improvisieren. Das können wir!
Eine der häufigsten Reaktionen auf unsere Reisepläne ist: „Seid ihr verrückt?“ Aber wir müssen dann nur schmunzeln und sind fast dankbar für diesen zusätzlichen Motivationsschub. So eine Reaktion gibt uns das Gefühl, tatsächlich ein bisschen etwas Besonderes zu tun. Im besten Sinne des Wortes wollen wir ja ver-rückt sein; raus aus den bestehenden Mustern und Gewohnheiten (aka: the box), rein in die Welt des „Schaunwama, dann sehnwaschon“.
Apropos Reisepläne!
Wir haben vor, von unserer Kölner Haustüre weg in Richtung Norden zu fahren. Wir zwei auf zwei Fahrrädern mit unseren zwei Kindern im Anhänger: Mause, zwei Jahre und acht Monate alt und Johnny (Künstlername vom Papa ausgesucht) vier Monate jung. Wir haben uns den D7, einen Rad-Fernweg, der auch „die Pilger-Route“ genannt wird, ausgesucht. Er führt durch den Pott bis Wesel, dann Münster, Bremen, Hamburg bis nach Flensburg. Aber unser erstes großes Ziel soll Eckernförde sein, wo liebe Freunde uns in ihrer neuen Wahlheimat am Meer begrüßen wollen. Von da aus ist noch alles offen. Gerne würden wir Dänemark erkunden. Auch der Ostseeküsten-Radweg reizt uns sehr. Insgesamt nehmen wir uns vier Monate für unser Elternzeit-Abenteuer.
Nur ganz leise am Rande: so crazy sind wir eigentlich gar nicht.
Wir sind jetzt schon über zweieinhalb Jahre Eltern und wenn wir eines gelernt haben dann, dass man mit Kindern NIE wissen kann, ob gemachte Pläne auch tatsächlich passieren. Wir wissen, dass wir aus den Augen der Kinder reisen müssen. Wenn sie zufrieden sind, dann sind wir es auch – das ist die Grundregel. Das bedeutet: Kurze Etappen, viele Pausen und Spielplätze, Jugendherbergen und wenn alle Stricke reißen, dann steigen wir für Teilstrecken in den Zug oder verbringen 2 Wochen in einer komfortablen Ferienwohnung. Nur vor einer Sache haben wir wirklich Angst.
Johnnys noch nicht vorhandene Zähne! In pessimistischen Momenten sehen wir uns schon nachts, völlig übermüdet mit unserem wie am Spieß schreienden Zweitgeborenen durch Jugendherbergs-Gänge wackeln und alle anderen Bewohner beschweren sich am nächsten Morgen über uns… Das ist wirklich ein Worst-Case-Szenario. Aber sie werden kommen, die lieben Zähnchen, da gibt es kein Drumherum. Und Johnny teilt es auch deutlich mit, wenn ihm etwas nicht passt. Es bleibt also spannend: Werden kleine Milchzähne unser gesamtes Vorhaben gefährden?
Foto: Mariam Soliman on Unsplash