Wir wollen nicht vier Monate mit dem Rad unterwegs sein, weil wir Langeweile in der Elternzeit haben oder uns eine Neuseeland-Reise nicht leisten wollten. Es geht uns um mehr. Wir haben wichtige Fragen im Gepäck und hoffen auf Antworten am deutsch-dänischen Wegesrand.
Ein kleiner Rückblick vorab. Bei der gemeinsamen Elternzeit unseres ersten Kindes haben wir das selbe gedacht, was vielleicht viele Eltern denken, die erstmals seit der Studi-Zeit wieder die Möglichkeit haben, länger als zwei, drei Wochen am Stück zu reisen. Wer weiß, wann sich diese Gelegenheit noch ein mal bietet? Das sollte man unbedingt nutzen, vor allem noch bevor das Kita- oder Schulhamsterrad seine Fänge nach den Kleinen ausfährt. Hauptsache irgendwie verreisen!
Wir sind also 2017 genau nach diesem Prinzip an die Sache heran gegangen…und ein bisschen gescheitert. Als frisch gebackene Eltern hatten wir wohl keine andere Wahl, als auf recht holprigem Wege die Kunst des „Reisens mit Kindern“ zu erlernen. Woher sollten wir das vorher auch können? Unbewusst und/oder optimistisch starteten wir unsere Reise so wie ohne Kind, nur mit Kind eben.
Wir fuhren einfach los
Wir liehen uns also im März von einem Bekannten ein Wohnmobil, das schon den Mauerfall miterlebt hat, und hatten den Plan, recht schnell dorthin zu fahren, wo es warm ist – also nach Südfrankreich. Wirklich schnell war dann nur unsere Erkenntnis, dass wir überhaupt nicht schnell voran kommen, weil die Kleine nach spätestens drei Stunden keine Lust mehr auf Maxi Cosi hatte und wir ohnehin nur 80 Kilometer pro Stunde fahren konnten.
Das Ergebnis war also eine lange, kalte, verregnete Woche mit viel schlechter Laune und fiesen Stellplätzen bis wir endlich in Avignon ankamen. Wir mussten demütig feststellen: Von dem Freiheitsgefühl à la „Komm, wir fahren heute Nacht spontan nach Barcelona und campen wild an schönen Klippen“ müssen wir uns mit Baby an Bord verabschieden.
Doch dann ging die Sonne auf
Es wurde warm und schön weil wir begriffen, wie wir jetzt reisen müssen. Langsam, im Hier und Jetzt, ohne Erwartungen jeglicher Art, immer bereit, die Pläne abzuändern und sich vor allem nicht darüber aufzuregen. Mit Kinder-Augen reisen, quasi. Leichter erkannt als umgesetzt natürlich aber rückblickend war das ein Meilenstein für uns.
Ein weiterer Meilenstein war dann die Erkenntnis, warum sich dann immer noch kein wirklich tolles Reisegefühl einstellen wollte. Selbst auf einem malerischen, kleinen Camping-Platz in Moustiers-St. Marie litten wir zunehmend an einem seltsamen Phänomen: Ich nenne es das „Was-zum-Teufel-machen-wir-hier-eigentlich?“ -Phänomen. Im Englischen gibt es das schöne Adjektiv „pointless“ dafür. Wir erklärten es uns so: ein Baby-Alltag in der Fremde, ohne Spül- und Waschmaschine, eigenem Badezimmer und Wetter-unabhängigem Krabbelplatz war, ehrlich gesagt, einfach anstrengend und der Mehrwert der schönen Umgebung konnte das nicht ausreichend wett machen.
Wir machten das Beste daraus
…,haben ein paar wunderschöne Erinnerungen gesammelt und viel gelernt aber fuhren wesentlich früher nach Hause als geplant. Wir bereuen nichts aber uns war seit dem klar, dass wir dem oben beschriebenen Phänomen für die nächste Elternzeit-Reise unbedingt vorbeugen müssen. Nur wie?